Flohmarkt
Eine zündende Idee hatten die Enkelkinder von meiner lieben Freundin und langjährigen Safarigefährtin Ursel. Inspiriert durch Omas Erzählungen und motiviert durch die Lektüre unserer Website beschlossen sie spontan, sich von Spielsachen und Büchern zu trennen und diese zu Gunsten der Lemong’o-Kinder auf einem kleinen Flohmarkt vor der Haustür zu verkaufen.
Ermutigt von diesem Erfolg wurde von den findigen Kids, von Paulina, Bruder Felix und den Freundinnen Fiona und Isabella, ein größeres Projekt in Angriff genommen: Ein Flohmarktstand auf dem Wochenmarkt. Mit viel Engagement und tatkräftiger Unterstützung von Seiten der Eltern wurden die Vorbereitungen getroffen. Die Genehmigung wurde eingeholt, mehr Ware gesammelt und ausgepreist, Kasse und Wechselgeld besorgt, Schilder gemalt, Stand aufgebaut und – derzeit ganz wichtig – die Einhaltung der Hygienevorschriften vorbereitet. Dann war es soweit: Das Verkaufspersonal war bereit für den Ansturm.
Und der blieb nicht aus: Nach sieben Stunden Einsatz und vielen erfolgreichen Verkaufsgesprächen konnte das stolze Team beim Kassensturz einen großartigen Verkaufserlös zählen.
Der Betrag, der zusammenkam, reicht für die Grundversorgung der Lemong’o-Familien mit Mais und Bohnen für einen Zeitraum von fast vier Wochen. Wenn das keine tolle Leistung ist!
Ein großes Kompliment und Dankeschön an Paulina, Felix, Fiona und Isabella und die Unterstützer im Hintergrund!
Mit Enthusiasmus und Engagement können auch Kleine Großes erreichen!
Medizinische Ausbildung
Die junge Schülerin des Medical Education Centres Mary Ponni präsentierte mir stolz per WhatsApp ihre Abschlussarbeit des 3. Semesters. Sie hat ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Ich war sehr erstaunt darüber, dass sie tatsächlich nach Schließung des Colleges mit Hilfe des Smartphones ihres Mannes am Online-Unterricht teilgenommen und so auch die abschließende Prüfung abgelegt hat.
Schulbetrieb
Angeblich sollen die Universitäten und Colleges ab 1. September ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Ich vermute allerdings, dass das wieder online erfolgen wird.
Die Wiedereröffnung der Primary und Secondary Schools ist von Anfang September auf Anfang Januar 2021 verschoben.
Was aus unseren Kindern wird, die eigentlich im Oktober ihren Abschluss der Primary School machen sollen, steht in den Sternen. Nur eins steht fest: Das Jahr 2020 ist ihnen schulisch fast komplett verloren gegangen. Ich bin gespannt, welche Regelungen es geben wird bezüglich des Abschlusses.
Mein Plan war, Ende Oktober mit diesen Schülern, ihren Lehrern und Eltern vor Ort das weitere Vorgehen und die weitere Ausbildung zu besprechen. Meinen Flug habe ich schon im Januar gebucht. Inzwischen bin ich aber sehr unsicher, ob ich diese Reise durchführen kann, und ob sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon Sinn ergibt.
Juni 2020
Corona hat das Land lahm gelegt. Die Regierung hat schnell reagiert: Die Schulen in Kenya sind, ebenso wie bei uns, seit dem 16. März geschlossen. Es bestehen Kontakt- und Reiseverbote, Ausgangssperren, die Grenzen sind zu. Also kommen keine Touristen, alle damit zusammenhängenden Einkommen fallen weg. Die übrigen Wirtschaftszweige sind genauso betroffen, wie das bei uns der Fall ist, nur dass in Kenya Reserven und staatlichen Hilfen fehlen. Die Wirtschaft liegt am Boden. Die Lebensmittelpreise schnellen in die Höhe. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, an Hunger zu sterben als an Corona.
In der ersten Maiwoche habe ich zusammen mit Lehrer Philip einen Lebensmitteltransport für unsere Familien organisiert. Der Besitzer der nahe gelegenen Tawi Lodge hat auf meine Bitte hin seinem Manager erlaubt, auf dem Rückweg von der Tankfahrt in Kimani die schweren Säcke (90 kg) mit Mais und das, was Philip sonst noch an Lebensmitteln gekauft hat, zu transportieren und bei den Familien abzuladen. Auch für unser Sorgenkind Risie, der keinen Mais verträgt, war eine Sonderration dabei.
Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil es ja nicht nur den Familien unserer Kinder schlecht geht, sondern allen anderen auch. Da aber Versammlungsverbot besteht, konnten wir keine Verteilung vornehmen, sondern lediglich die Lebensmittel bei den einzelnen Familien abliefern. Was mich enorm gefreut hat: Von den Familien selbst kam der Vorschlag, die Zuwendung mit denen zu teilen, die noch weniger haben. Und wieder können wir lernen: Teilen statt Hamstern.
Mitte Juni erfolgte die zweite Lieferung von Lebensmitteln für die Familien in Lemong’o. Wieder hat uns die Tawi Lodge beim Transport unterstützt. Vielen Dank dafür! Danke auch an Lehrer Philip, der wieder alles organisiert hat.
Durch den Wegfall des Tourismus und die Ausgangsbeschränkungen sind alle Einnahmequellen für die Dorfbewohner weggefallen. Normalerweise tragen die Frauen erheblich zum Unterhalt der Familien bei, indem sie ihre selbstgefertigten Perlenarbeiten an Touristen verkaufen. Momentan sind die Absatzmöglichkeiten dafür gleich Null.
Die Wiederöffnung der Schulen ist für den 1. September geplant. Bis dahin müssen die Familien die Kinder, die sonst in den Schulen verpflegt werden, selber durchfüttern, was die Rationen für die Einzelnen zusätzlich schmälert. Wann der Tourismus wieder anspringt, steht in den Sternen. Ich fürchte, wir müssen in den nächsten Wochen noch engmaschiger für die Verpflegung sorgen.