August Update 2021
Update Lemong’o August 2021
Wir haben die Uhr, Afrika hat die Zeit.
Was lange währt, wird endlich gut, und so läuft seit dem 26. August in Lemong’o unsere Wasseraufbereitungsanlage. Endlich bekommen die Dorfbewohner sauberes Trinkwasser.
Hier kam bisher das Trinkwasser her:
Es war ein steiniger Weg, den wir bis zu diesem Ereignis gegangen sind, immer wieder gab es Hindernisse und Verzögerungen.
Im März hatten wir die Wasseraufbereitungsanlage gekauft, die umgehend auf den Weg nach Kenya geschickt wurde. Die erste Hürde war die Blockade des Suez-Kanals durch ein Containerschiff im März/April. Der Mai verging mit der Zollabfertigung im Hafen von Mombasa. Als das Gerät dann endlich in Lemong’o ankam, stellte man fest, dass es zwar gerade so in den dafür vorgesehenen Raum in der Schule passte, aber kein Platz mehr für die Anschlüsse war.
So wurde beschlossen, die Anlage außerhalb aufzubauen. Ein starkes Argument für die Anschaffung war die Tatsache, dass das Gerät extrem robust ist, daher planten wir zunächst nur eine Überdachung. Rechtzeitig fiel uns noch ein, dass das Dorf des öfteren Besuch von Elefantenherden bekommt, vor allem eine Gruppe starker Bullen war mir selbst schön einige Male in der Umgebung begegnet. Durstige Elefanten riechen Wasser auf weite Entfernung, und ein Hüttchen, wie wir es geplant hatten, wäre für sie überhaupt kein Hindernis auf dem Weg zu einem begehrten Drink. Also musste doch ein festes Häuschen gebaut werden. Unsere finanziellen Mittel waren durch den Kauf der Anlage und die monatlichen Lebensmittellieferungen erschöpft.
Aber es gingen wieder Türchen auf: Einige von Euch haben spontan und großzügig gespendet, und die Dorfbewohner haben beschlossen, selbst Hand anzulegen, um die Baukosten zu reduzieren. So nahm das Wasserhäuschen nach und nach Gestalt an.
Bei der Installation der Anlage gab es neue Probleme. Es mussten Rinnen gegraben werden, um die Leitungen unterirdisch zu verlegen. Wie immer, wenn es um schwere Arbeiten geht, war hier wieder Frauenpower gefragt.
Die Mithilfe der Schuljungen hat nach meinem Eindruck eher symbolischen Charakter.
Alle sind stolz auf die geleistete Arbeit.
Und das Wasser läuft und ist sauber!
Ein großer Erfolg, auf den wir alle zusammen stolz sein können.
Ich bin sehr dankbar, dass Ihr durch Eure Großzügigkeit dieses Projekt ermöglicht habt.
Die üblichen Aktivitäten liefen parallel weiter. Wir haben sowohl das Dorf als auch die Schule mit Essen versorgt.
Eine große Herausforderung war der Beginn des neuen Schuljahres. Acht Kinder mussten in neuen Schulen untergebracht werden. Da waren zunächst diejenigen, die entsprechend dem englischen Schulsystem die acht Klassen der Primary School abgeschlossen hatten. Normalerweise ist ein bestimmter Notendurchschnitt erforderlich, um anschließend eine höhere Schule besuchen zu können. Aufgrund der Tatsache, dass den Schülern wegen des Covid-Lockdowns nur wenige Wochen Schulbesuch möglich war, hat die Regierung beschlossen, allen Schulabgängern den Übergang in die höhere Schule zu erlauben. Dadurch waren die verfügbaren Plätze dort schnell vergeben, und es war eine Sisyphusaufgabe, für alle eine passende Schule zu finden. Lehrer Philip hat diese Aufgabe mit Bravour, aber auch mit ganz großem persönlichem Einsatz gelöst, so dass letztlich für alle ein Platz gefunden wurde, allerdings in vier verschiedenen Schulen.
Musenji und Leyian Kurat und Naimutie mit Kasaine und Risie Rose und Naipanti
Leshan (rechts) wird eine Berufsschule besuchen (links Lehrer Philip).
Ermutigt durcheine großzügige Spende aus Euren Reihen haben wir Parsanka bei uns aufgenommen. Der Junge hat eine fulminante Schulkarriere hinter sich, war Schulsprecher und hat seinen Abschluss mit der Note eins gemacht. Er stammt aus sehr armen Verhältnissen, seine kinderreiche Familie bestreitet ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung und dem Verkauf von Holzkohle und hat keinerlei Möglichkeit, ihn auf eine höhere Schule zu schicken. Er darf jetzt die Secondary School besuchen.
Lehrer Philip hat mit dieser Einschulungsrunde eine Meisterleistung vollbracht. Zunächst musste für jedes Kind ein Platz gefunden werden, dann ging es daran, die jeweiligen Voraussetzungen für die Aufnahme zu erfüllen. Die Überweisung der Schulgebühr war die einfachste Übung, die ich übernehmen konnte. Lemong’o hat nur eine Grundschule, jeder Schüler, der weiterlernen möchte, muss ins Internat. Um aufgenommen zu werden, muss eine ellenlange Einkaufsliste erledigt werden. Mitgebracht werden muss schlichtweg alles, von der Matratze bis zum Trinkbecher und natürlich eine vorgeschrieben Ausstattung an Schulbekleidung und Lernmaterial, insgesamt mehr als 50 verschiedene Artikel pro Schüler. Ausgaben, die für eine normale afrikanische Familie nicht zu stemmen sind, noch nicht einmal für ein Kind von mehreren.
Dass wir den Jugendlichen all das ermöglichen konnten, ist einzig und allein Eurer Großzügigkeit zu verdanken. Ich weiß, dass Ihr nicht möchtet, dass ich Eure Namen hier erwähne. Aber eine Aktion muss ich doch besonders hervorheben. Unser Mitglied Martina Schmitt hatte im Juli ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Sie hat an diesem Tag alle Einnahmen an Lemong’o gespendet, ihre Mitarbeiter haben ihr Trinkgeld beigesteuert, und einige Kunden haben diese Aktion zum Anlass genommen, uns zusätzlich zu unterstützen. Somit war ein Großteil der Ausgaben für den Start der Jugendlichen in eine bessere Zukunft gewährleistet. Danke Martina für diese großartige Geste in einer Zeit, in der gerade die Selbständigen um ihre Existenz ringen! Und danke an alle, die hier nicht namentlich erwähnt sind!