In den letzten Wochen waren wir Lemong’o betreffend sehr aktiv. Dank besonders großzügiger Zuwendungen aus dem Kreis unserer Freunde und Förderer konnten wir die Lebensmittelversorgung in Lemong’o erheblich erweitern.
Unsere 8. Lieferung erfolgte am 02. November. Wir haben diesmal nicht nur unsere Familien mit dem Nötigsten versorgt, sondern auch Mais und Bohnen für die Schulkinder der 4. und 8. KIasse mitgeschickt, die wieder in die Schule gehen dürfen. Dort bekommen sie normalerweise zwei Mahlzeiten, aber die Vorratskammern waren leer und die Eltern nicht in der Lage, Geld für Verpflegung aufzubringen.
Ermutigt durch die Unterstützung lieber Freunde habe ich beschlossen, nicht nur den 18 Familien „unserer“ Kinder, sondern allen 72 Familien des Dorfes Lebensmittel zukommen zu lassen. Es gab zunächst organisatorische Schwierigkeiten. Erst war Lehrer Philip krank, dann musste das Auto, das wir immer benutzen, in die Reparatur. Am 30. November war es dann endlich soweit, Mais und Bohnen wurden für alle Bewohner des Dorfes (ca. 800 Personen) ausgeteilt. Die Freude war groß.
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Eine Woche später erfolgte noch eine zusätzliche Lieferung für unsere Familien, die Seife, Öl, Reis, Salz und Zucker enthielt, was wir von Anfang an mitgeschickt hatten.
Am 21. Dezember dann eine Weihnachtslieferung für das gesamte Dorf, jede Familie bekam zusätzlich zu Mais und Bohnen noch Öl zum Kochen.
Die Lieferungen mit Lebensmitteln stellen nicht nur finanzielle, sondern auch erhebliche logistische Anforderungen. Niemand im Dorf hat ein Auto, wir können in der nächstgrößeren Ortschaft ein Fahrzeug mieten, sind aber auf das sehr beschränkte und störanfällige Angebot angewiesen. Die anfängliche Möglichkeit, beim Fahrzeug einer nahegelegenen Lodge zuzuladen, hat sich zerschlagen. Die Abstimmung war zu aufwändig, und die Bereitschaft dazu aufgrund der immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch für die Lodges eher gering. Ich habe dafür durchaus Verständnis und bin froh, dass wir anfänglich durch die Hilfsbereitschaft des Lodgeinhabers einige Fahrzeugmieten gespart haben.
Darüber hinaus muss Lehrer Philip immer zur Verfügung stehen. Er ist sehr zuverlässig und sorgt auch dafür, dass die Verteilung gut und gerecht erfolgt. Er hat aber auch seinen Job, und ich möchte ihn mit den organisatorischen Aufgaben nicht überfordern.
Am 4. Januar soll die Schule für alle wieder starten. Für diejenigen Schüler, die in die Internate fahren, müssen die Einkaufslisten abgearbeitet werden. Die teuren Internate, die Naipanti, Risie und Kasaine besuchen, sind diesbezüglich sehr streng. Da muss alles vollständig sein. Naipanti wurde schon vor zwei Wochen bei Philip vorstellig, bereits stadtfein gekleidet, um sicher sein zu können, dass ihre Ausstattung komplett ist, wenn sie nach Kibwezi in die Secondary School aufbricht. Sie ist unglaublich motiviert, das freut mich sehr.
Am 21. Dezember, nachdem er das Essen verteilt hatte, hat Philipp die Kinder mitgenommen und hat die Einkäufe mit ihnen erledigt. In seinen Belegen fand ich auch eine „Restaurant“-Quittung über ca. 5 Euro für vier Personen. Er hat die Kids zum Essen eingeladen und hat ihnen damit sicher einen unvergesslichen Ausflug beschert.
Eine Schülerin hat unseren Kreis verlassen. Nkaisi Parkori, die in Olmoti in der 8. Klasse war, ist bei Wiedereröffnung der Schule für ihre Klasse nicht ins Internat zurückgekehrt. Ich war zunächst etwas verärgert, da ich ihre Schulgebühr natürlich bezahlt hatte. Auf Nachforschung erfuhr ich, dass sie geheiratet hat bzw. verheiratet wurde. Auch wenn eine Hochzeit grundsätzlich nichts Negatives ist, macht mich diese Nachricht doch sehr traurig. Das Mädchen ist 15 Jahre alt und wollte Ärztin werden. Ich bemerkte schon länger, dass sie Schwierigkeiten hat, aber auch im Gespräch mit einer Freundin von mir, die gut Suaheli spricht, gab sie nichts davon preis. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht zu dieser Entwicklung gekommen wäre, wenn Nkaisi nicht diese lange Pause von der Schule gehabt hätte. So gesehen ist sie ein „Corona“-Opfer.
Solche Ereignisse beschäftigen mich sehr, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass allein die Tatsache, dass wir Schulgebühren bezahlen, uns nicht berechtigt, in das Leben und die Kultur dieser Menschen einzugreifen.
Für alle anderen fängt am 4. Januar die Schule wieder an, und ich hoffe und bete, dass das ein erster Schritt hin zu einem normalen Leben ist.