November/Dezember

In den letzten Wochen waren wir Lemong’o betreffend sehr aktiv. Dank besonders großzügiger Zuwendungen aus dem Kreis unserer Freunde und Förderer konnten wir die Lebensmittelversorgung in Lemong’o erheblich erweitern.

Unsere 8. Lieferung erfolgte am 02. November. Wir haben diesmal nicht nur unsere Familien mit dem Nötigsten versorgt, sondern auch Mais und Bohnen für die Schulkinder der 4. und 8. KIasse mitgeschickt, die wieder in die Schule gehen dürfen. Dort bekommen sie normalerweise zwei Mahlzeiten, aber die Vorratskammern waren leer und die Eltern nicht in der Lage, Geld für Verpflegung aufzubringen.

 

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Ermutigt durch die Unterstützung lieber Freunde habe ich beschlossen, nicht nur den 18 Familien „unserer“ Kinder, sondern allen 72 Familien des Dorfes Lebensmittel zukommen zu lassen. Es gab zunächst organisatorische Schwierigkeiten. Erst war Lehrer Philip krank, dann musste das Auto, das wir immer benutzen, in die Reparatur. Am 30. November war es dann endlich soweit, Mais und Bohnen wurden für alle Bewohner des Dorfes (ca. 800 Personen) ausgeteilt. Die Freude war groß.

 

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The Community holding prayers for you

 

Eine Woche später erfolgte noch eine zusätzliche Lieferung für unsere Familien, die Seife, Öl, Reis, Salz und Zucker enthielt, was wir von Anfang an mitgeschickt hatten.

Am 21. Dezember dann eine Weihnachtslieferung für das gesamte Dorf, jede Familie bekam zusätzlich zu Mais und Bohnen noch Öl zum Kochen.

 

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Die Lieferungen mit Lebensmitteln stellen nicht nur finanzielle, sondern auch erhebliche logistische Anforderungen. Niemand im Dorf hat ein Auto, wir können in der nächstgrößeren Ortschaft ein Fahrzeug mieten, sind aber auf das sehr beschränkte und störanfällige Angebot angewiesen. Die anfängliche Möglichkeit, beim Fahrzeug einer nahegelegenen Lodge zuzuladen, hat sich zerschlagen. Die Abstimmung war zu aufwändig, und die Bereitschaft dazu aufgrund der immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch für die Lodges eher gering. Ich habe dafür durchaus Verständnis und bin froh, dass wir anfänglich durch die Hilfsbereitschaft des Lodgeinhabers einige Fahrzeugmieten gespart haben.

Darüber hinaus muss Lehrer Philip immer zur Verfügung stehen. Er ist sehr zuverlässig und sorgt auch dafür, dass die Verteilung gut und gerecht erfolgt. Er hat aber auch seinen Job, und ich möchte ihn mit den organisatorischen Aufgaben nicht überfordern.

Am 4. Januar soll die Schule für alle wieder starten. Für diejenigen Schüler, die in die Internate fahren, müssen die Einkaufslisten abgearbeitet werden. Die teuren Internate, die Naipanti, Risie und Kasaine besuchen, sind diesbezüglich sehr streng. Da muss alles vollständig sein. Naipanti wurde schon vor zwei Wochen bei Philip vorstellig, bereits stadtfein gekleidet, um sicher sein zu können, dass ihre Ausstattung komplett ist, wenn sie nach Kibwezi in die Secondary School aufbricht. Sie ist unglaublich motiviert, das freut mich sehr.

 

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Am 21. Dezember, nachdem er das Essen verteilt hatte, hat Philipp die Kinder mitgenommen und hat die Einkäufe mit ihnen erledigt. In seinen Belegen fand ich auch eine „Restaurant“-Quittung über ca. 5 Euro für vier Personen. Er hat die Kids zum Essen eingeladen und hat ihnen damit sicher einen unvergesslichen Ausflug beschert.

Eine Schülerin hat unseren Kreis verlassen. Nkaisi Parkori, die in Olmoti in der 8. Klasse war, ist bei Wiedereröffnung der Schule für ihre Klasse nicht ins Internat zurückgekehrt. Ich war zunächst etwas verärgert, da ich ihre Schulgebühr natürlich bezahlt hatte. Auf Nachforschung erfuhr ich, dass sie geheiratet hat bzw. verheiratet wurde. Auch wenn eine Hochzeit grundsätzlich nichts Negatives ist, macht mich diese Nachricht doch sehr traurig. Das Mädchen ist 15 Jahre alt und wollte Ärztin werden. Ich bemerkte schon länger, dass sie Schwierigkeiten hat, aber auch im Gespräch mit einer Freundin von mir, die gut Suaheli spricht, gab sie nichts davon preis. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht zu dieser Entwicklung gekommen wäre, wenn Nkaisi nicht diese lange Pause von der Schule gehabt hätte. So gesehen ist sie ein „Corona“-Opfer.

Solche Ereignisse beschäftigen mich sehr, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass allein die Tatsache, dass wir Schulgebühren bezahlen, uns nicht berechtigt, in das Leben und die Kultur dieser Menschen einzugreifen.

Für alle anderen fängt am 4. Januar die Schule wieder an, und ich hoffe und bete, dass das ein erster Schritt hin zu einem normalen Leben ist.


 

Oktober 2020

Update Lemong’o September/Oktober 2020

Am 28. September haben wir unsere Freunde in Lemong’o/Kenya wieder mit Lebensmitteln beliefert.

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Risie mit seiner Extraportion Reis

Eine Woche später kam die Nachricht, dass die Schüler der 4. und 8. Klassen in die Schule zurückkehren sollen/dürfen.  Wir haben kein Kind in der 4. Klasse, aber sechs Schüler in der 8. und abschließenden Klasse der Primary School. Diese sollen in zwei Terms, einmal von Oktober bis Dezember und dann von Januar bis März auf die Abschlussprüfung vorbereitet werden. Ich habe sofort das Schulgeld überwiesen, und Lehrer Philip hat ein Auto gemietet, um die fünf Kinder, die im Internat sind, nach Olmoti zu bringen, wo der Schulanfang für den 12. Oktober terminiert war. Nach der pünktlichen Ankunft dort wurde den Schülern mitgeteilt, dass das Internat kein Geld hat, um Verpflegung für sie zu kaufen und sie deshalb wieder nach Hause zurückkehren müssen.

Ich hatte das Schulgeld schon deutlich aufgestockt, weil mir klar war, dass nicht alle Eltern es schaffen, so schnell das Geld für die Schulgebühr aufzutreiben, aber für die ganze Schule hat das zusätzliche Geld natürlich nicht gereicht. Offenbar hatte kaum jemand bezahlt.

Am vergangenen Mittwoch, 21. Oktober wurde ein neuer Anfang gestartet, und ich hoffe, dass diesmal alles in einigermaßen geregelten Bahnen läuft. Die Zeit, die zum Aufholen des Schulstoffs der 8. Klasse bleibt, ist sowieso schon sehr knapp und sollte nicht noch mehr reduziert werden.

Naipanti (links im Bild), die leider noch nicht wieder in ihre Schule gehen darf, hat einen Brief geschrieben, der nicht nur mich, sondern Euch alle betrifft. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

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August 2020

Update Lemong’o August 2020

In der 35. Woche konnten wir endlich wieder Lebensmittel nach Lemong’o bringen, unsere vierte große Lieferung mit Mais, Bohnen, Öl, Salz und Seife. Wir hatten diesmal Schwierigkeiten, unseren Einkauf zu transportieren. Das Fahrzeug der Tawi-Lodge, auf dem wir bis jetzt zuladen durften, ist ausgefallen, und so mussten wir uns um Ersatz kümmern. Letztlich hat Lehrer Philip ein Auto mit Fahrer gemietet, weil wir unsere Freunde in Lemong‘o nicht länger warten lassen wollten.

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Die Familien waren wieder glücklich und froh,

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auch Schwesternschülerin Ponni Mary bild august5

und Risie, für den wieder eine Extraportion Reis dabei war, weil er keinen Mais verträgt.

Alle schicken herzliche Grüße!

Unterstützer mit Achtrung und Respekt - Bericht vom 15. August 2020 Odenwälder Zeitung / Weschnitztal

 


 

Juli 2020

Dritte Lebensmittellieferung

In der 30. Woche konnten wir endlich einen neuen Lebensmitteltransport nach Lemong’o organisieren. Ich war schon ziemlich in Sorge, weil Lehrer Philip krank war und sich die Aktion dadurch verzögert hat.

Die Kommunikation ist nicht einfach. Mein Partner vor Ort braucht ein Smartphone, Strom, ein Guthaben auf dem Telefon, er muss Englisch nicht nur lesen, sondern auch schreiben können, muss flexibel und vor allem zuverlässig sein. Ich bin sehr froh, einen solchen Partner in Lehrer Philip gefunden zu haben, und ich habe derzeit keine Alternative, wenn er ausfällt.

Die Mitarbeiter der Tawi Lodge haben uns wieder unterstützt; wir durften die Einkäufe, vor allem die schweren Getreidesäcke, auf ihrem Fahrzeug beiladen. Somit konnten die Familien in Lemong’o ein weiteres Mal versorgt werden.

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Die Situation vor Ort hat sich eher noch verschlechtert. Es fehlt an allem. Als Philip mit dem Transporter anfuhr, kamen die Frauen gerade vom Wasserholen.

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Zur Sicherheit haben wir die Menge der gelieferten Bohnen verdoppelt und haben diesmal auch Öl und Salz zum Kochen sowie Seife mitgeliefert.

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Juni 2020

Corona hat das Land lahm gelegt. Die Regierung hat schnell reagiert: Die Schulen in Kenya sind, ebenso wie bei uns, seit dem 16. März geschlossen. Es bestehen Kontakt- und Reiseverbote, Ausgangssperren, die Grenzen sind zu. Also kommen keine Touristen, alle damit zusammenhängenden Einkommen fallen weg. Die übrigen Wirtschaftszweige sind genauso betroffen, wie das bei uns der Fall ist, nur dass in Kenya Reserven und staatlichen Hilfen fehlen. Die Wirtschaft liegt am Boden. Die Lebensmittelpreise schnellen in die Höhe. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, an Hunger zu sterben als an Corona.

In der ersten Maiwoche habe ich zusammen mit Lehrer Philip einen Lebensmitteltransport für unsere Familien organisiert. Der Besitzer der nahe gelegenen Tawi Lodge hat auf meine Bitte hin seinem Manager erlaubt, auf dem Rückweg von der Tankfahrt in Kimani die schweren Säcke (90 kg) mit Mais und das, was Philip sonst noch an Lebensmitteln gekauft hat, zu transportieren und bei den Familien abzuladen. Auch für unser Sorgenkind Risie, der keinen Mais verträgt, war eine Sonderration dabei.

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Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil es ja nicht nur den Familien unserer Kinder schlecht geht, sondern allen anderen auch. Da aber Versammlungsverbot besteht, konnten wir keine Verteilung vornehmen, sondern lediglich die Lebensmittel bei den einzelnen Familien abliefern. Was mich enorm gefreut hat: Von den Familien selbst kam der Vorschlag, die Zuwendung mit denen zu teilen, die noch weniger haben. Und wieder können wir lernen: Teilen statt Hamstern.

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Mitte Juni erfolgte die zweite Lieferung von Lebensmitteln für die Familien in Lemong'o. Wieder hat uns die Tawi Lodge beim Transport unterstützt. Vielen Dank dafür! Danke auch an Lehrer Philip, der wieder alles organisiert hat.

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Durch den Wegfall des Tourismus und die Ausgangsbeschränkungen sind alle Einnahmequellen für die Dorfbewohner weggefallen. Normalerweise tragen die Frauen erheblich zum Unterhalt der Familien bei, indem sie ihre selbstgefertigten Perlenarbeiten an Touristen verkaufen. Momentan sind die Absatzmöglichkeiten dafür gleich Null.

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Die Wiederöffnung der Schulen ist für den 1. September geplant. Bis dahin müssen die Familien die Kinder, die sonst in den Schulen verpflegt werden, selber durchfüttern, was die Rationen für die Einzelnen zusätzlich schmälert. Wann der Tourismus wieder anspringt, steht in den Sternen. Ich fürchte, wir müssen in den nächsten Wochen noch engmaschiger für die Verpflegung sorgen.


 

Flohmarkt

Eine zündende Idee hatten die Enkelkinder von meiner lieben Freundin und langjährigen Safarigefährtin Ursel. Inspiriert durch Omas Erzählungen und motiviert durch die Lektüre unserer Website beschlossen sie spontan, sich von Spielsachen und Büchern zu trennen und diese zu Gunsten der Lemong’o-Kinder auf einem kleinen Flohmarkt vor der Haustür zu verkaufen.

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Ermutigt von diesem Erfolg wurde von den findigen Kids, von Paulina, Bruder Felix und den Freundinnen Fiona und Isabella, ein größeres Projekt in Angriff genommen: Ein Flohmarktstand auf dem Wochenmarkt. Mit viel Engagement und tatkräftiger Unterstützung von Seiten der Eltern wurden die Vorbereitungen getroffen. Die Genehmigung wurde eingeholt, mehr Ware gesammelt und ausgepreist, Kasse und Wechselgeld besorgt, Schilder gemalt, Stand aufgebaut und – derzeit ganz wichtig – die Einhaltung der Hygienevorschriften vorbereitet. Dann war es soweit: Das Verkaufspersonal war bereit für den Ansturm.

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Und der blieb nicht aus: Nach sieben Stunden Einsatz und vielen erfolgreichen Verkaufsgesprächen konnte das stolze Team beim Kassensturz einen großartigen Verkaufserlös zählen.

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Der Betrag, der zusammenkam, reicht für die Grundversorgung der Lemong’o-Familien mit Mais und Bohnen für einen Zeitraum von fast vier Wochen. Wenn das keine tolle Leistung ist!

Ein großes Kompliment und Dankeschön an Paulina, Felix, Fiona und Isabella und die Unterstützer im Hintergrund!

Mit Enthusiasmus und Engagement können auch Kleine Großes erreichen!

 

Medizinische Ausbildung

Die junge Schülerin des Medical Education Centres Mary Ponni präsentierte mir stolz per WhatsApp ihre Abschlussarbeit des 3. Semesters. Sie hat ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Ich war sehr erstaunt darüber, dass sie tatsächlich nach Schließung des Colleges mit Hilfe des Smartphones ihres Mannes am Online-Unterricht teilgenommen und so auch die abschließende Prüfung abgelegt hat.

 

Schulbetrieb

Angeblich sollen die Universitäten und Colleges ab 1. September ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Ich vermute allerdings, dass das wieder online erfolgen wird.

Die Wiedereröffnung der Primary und Secondary Schools ist von Anfang September auf Anfang Januar 2021 verschoben.

Was aus unseren Kindern wird, die eigentlich im Oktober ihren Abschluss der Primary School machen sollen, steht in den Sternen. Nur eins steht fest: Das Jahr 2020 ist ihnen schulisch fast komplett verloren gegangen. Ich bin gespannt, welche Regelungen es geben wird bezüglich des Abschlusses.

Mein Plan war, Ende Oktober mit diesen Schülern, ihren Lehrern und Eltern vor Ort das weitere Vorgehen und die weitere Ausbildung zu besprechen. Meinen Flug habe ich schon im Januar gebucht. Inzwischen bin ich aber sehr unsicher, ob ich diese Reise durchführen kann, und ob sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon Sinn ergibt.

 

Juni 2020

Corona hat das Land lahm gelegt. Die Regierung hat schnell reagiert: Die Schulen in Kenya sind, ebenso wie bei uns, seit dem 16. März geschlossen. Es bestehen Kontakt- und Reiseverbote, Ausgangssperren, die Grenzen sind zu. Also kommen keine Touristen, alle damit zusammenhängenden Einkommen fallen weg. Die übrigen Wirtschaftszweige sind genauso betroffen, wie das bei uns der Fall ist, nur dass in Kenya Reserven und staatlichen Hilfen fehlen. Die Wirtschaft liegt am Boden. Die Lebensmittelpreise schnellen in die Höhe. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, an Hunger zu sterben als an Corona.

In der ersten Maiwoche habe ich zusammen mit Lehrer Philip einen Lebensmitteltransport für unsere Familien organisiert. Der Besitzer der nahe gelegenen Tawi Lodge hat auf meine Bitte hin seinem Manager erlaubt, auf dem Rückweg von der Tankfahrt in Kimani die schweren Säcke (90 kg) mit Mais und das, was Philip sonst noch an Lebensmitteln gekauft hat, zu transportieren und bei den Familien abzuladen. Auch für unser Sorgenkind Risie, der keinen Mais verträgt, war eine Sonderration dabei.

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Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil es ja nicht nur den Familien unserer Kinder schlecht geht, sondern allen anderen auch. Da aber Versammlungsverbot besteht, konnten wir keine Verteilung vornehmen, sondern lediglich die Lebensmittel bei den einzelnen Familien abliefern. Was mich enorm gefreut hat: Von den Familien selbst kam der Vorschlag, die Zuwendung mit denen zu teilen, die noch weniger haben. Und wieder können wir lernen: Teilen statt Hamstern.

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Mitte Juni erfolgte die zweite Lieferung von Lebensmitteln für die Familien in Lemong'o. Wieder hat uns die Tawi Lodge beim Transport unterstützt. Vielen Dank dafür! Danke auch an Lehrer Philip, der wieder alles organisiert hat.

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Durch den Wegfall des Tourismus und die Ausgangsbeschränkungen sind alle Einnahmequellen für die Dorfbewohner weggefallen. Normalerweise tragen die Frauen erheblich zum Unterhalt der Familien bei, indem sie ihre selbstgefertigten Perlenarbeiten an Touristen verkaufen. Momentan sind die Absatzmöglichkeiten dafür gleich Null.

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Die Wiederöffnung der Schulen ist für den 1. September geplant. Bis dahin müssen die Familien die Kinder, die sonst in den Schulen verpflegt werden, selber durchfüttern, was die Rationen für die Einzelnen zusätzlich schmälert. Wann der Tourismus wieder anspringt, steht in den Sternen. Ich fürchte, wir müssen in den nächsten Wochen noch engmaschiger für die Verpflegung sorgen.

 


 

Medizinische Ausbildung

Die junge Schülerin des Medical Education Centres Mary Ponni präsentierte mir stolz per WhatsApp ihre Abschlussarbeit des 3. Semesters. Sie hat ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Ich war sehr erstaunt darüber, dass sie tatsächlich nach Schließung des Colleges mit Hilfe des Smartphones ihres Mannes am Online-Unterricht teilgenommen und so auch die abschließende Prüfung abgelegt hat.


 

Schulbetrieb

Angeblich sollen die Universitäten und Colleges ab 1. September ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Ich vermute allerdings, dass das wieder online erfolgen wird.

Die Wiedereröffnung der Primary und Secondary Schools ist von Anfang September auf Anfang Januar 2021 verschoben.

Was aus unseren Kindern wird, die eigentlich im Oktober ihren Abschluss der Primary School machen sollen, steht in den Sternen. Nur eins steht fest: Das Jahr 2020 ist ihnen schulisch fast komplett verloren gegangen. Ich bin gespannt, welche Regelungen es geben wird bezüglich des Abschlusses.

Mein Plan war, Ende Oktober mit diesen Schülern, ihren Lehrern und Eltern vor Ort das weitere Vorgehen und die weitere Ausbildung zu besprechen. Meinen Flug habe ich schon im Januar gebucht. Inzwischen bin ich aber sehr unsicher, ob ich diese Reise durchführen kann, und ob sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon Sinn ergibt.


 

2020

Erfreulicherweise lief in Lemong’o in den letzten Monaten alles in relativ ruhigen Bahnen. In Philip, dem Schulleiter der Lemong’o Primary School, habe ich einen zuverlässigen Partner gefunden, der sich gewissenhaft nicht nur um seine Grundschüler, sondern um alle kümmert, die wir unterstützen.

Als ich im Februar vor Ort war, konnte ich lediglich die Grundschüler und ihre Eltern treffen, da das erste Term angefangen hatte und die Internatsschüler schon in ihren diversen Boarding Schools waren. Somit hatte ich Zeit, mich mit den einzelnen Kindern zu beschäftigen.

 

Hier mal ein Wort zum Alter der Kinder: Weder die Lehrer noch die Eltern noch die Kinder kennen ihr Geburtsdatum. Ich habe schon mehrmals nachgefragt und unterschiedliche Antworten bekommen. Ich kenne die meisten Kinder schon seit Jahren und wundere mich oft, dass manche kaum wachsen.

Anders Risie Lolepo: Er geht seit einem Jahr in das teure Reto Internat, wo er Essen bekommt, bei dem seine Allergie berücksichtigt wird. So hat er einen richtigen Schuss gemacht und musste neue Schulkleidung bekommen. Meine Freundin Margit, die ihn im August noch einmal zu einer Nachuntersuchung im Krankenhaus in Mombasa begleitete, hatte mich schon darauf vorbereitet. Es geht ihm körperlich richtig gut. In der Schule ist es ihm leider nicht gelungen, den Anschluss an die Klasse zu finden, was aber nicht verwunderlich ist, da er monatelang die Schule versäumt hat aufgrund seiner Ohnmachtsanfälle. Er wiederholt jetzt die fünfte Klasse, das sollte ihm helfen.

Sein Freund Kasaine Kashingo macht sich sehr gut in Reto. Leider konnte ich die beiden Jungs nicht treffen, aber die Eltern und Lehrer Philip berichteten. Auch für Kasaine mussten neue Hosen angefertigt werden, weil die alten zu klein waren. Ich sehe das als positives Zeichen. Das Essen im Internat ist offenbar ausreichend und bekömmlich.

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Auch die Kinder, die in Olmoti im Internat sind, konnte ich diesmal leider nicht treffen. Eine von ihnen hat den Sprung in die nächste Stufe geschafft: Naipanti Tantaine. Sie hat im Oktober 2019 einen guten Abschluss der 8. Klasse erreicht und darf jetzt in die Secondary School gehen. Herzlichen Glückwunsch, Naipanti!   

 Im Internat in Olmoti sind jetzt noch Musenyi Tulito, Leshan Matiko, Nkaisi Parkori, Rose Kipitai und Kurat Tantaine in der 8. Klasse, Naimutie Moses in der 7. Klasse. Für die Achtklässler ist jetzt Endspurt. Das Ergebnis der 8. Klasse entscheidet darüber, welche Möglichkeiten den Kindern anschließend offen stehen. Ich habe den Eindruck, dass sich alle Kinder bzw. Jugendlichen wünschen, in der Secondary School weiter lernen zu dürfen, aber das ist nicht unbedingt für jeden der richtige Weg. Um in einer staatlichen Secondary School aufgenommen zu werden, muss man einen gewissen Notendurchschnitt erreichen, und ich denke, dass ein guter Abschluss in einem handwerklichen Beruf für das weitere Leben zielführender ist als ein schlechtes Abitur. Ich habe vor, Ende Oktober nach Kenya zu reisen, um die Möglichkeiten auszuloten und diese wichtigen Entscheidungen gemeinsam mit Kindern, Eltern und Lehrern zu treffen.

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Zuletzt will ich noch Mary Poni erwähnen, die junge Frau, welche die Ausbildung in „Medical Care“ macht. Das ist eine Art Studium, das zum Beruf der Krankenschwester führt. Sie hat das erste Jahr erfolgreich abgeschlossen, weitere 18 Monate Ausbildung liegen vor ihr.

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 Zu Lemong’o allgemein: Die Wasserproblematik hat sich etwas entschärft, da es in den letzten 6 Monaten viel mehr geregnet hat als in den Jahren zuvor. Gerade in und um den Amboseli waren die Auswirkungen teilweise katastrophal und haben alle Aktivitäten zeitweise zum Erliegen gebracht. Der Inhaber einer nahe gelegenen Lodge, mit dem ich die prekäre Trinkwasserproblematik ausführlich erörtert hatte, hat einen Filter gekauft und an der Schule installiert, sodass den Kindern unter den derzeitigen Bedingungen sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht.

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Ich habe umfangreiche Erkundigungen eingezogen bezüglich dem Bau von Brunnen. Verschiedene zuverlässige Quellen haben mich aufgrund eigener Erfahrungen vor dem Projekt gewarnt. Es kann passieren, dass die Kosten das Zehnfache des Kostenvoranschlags betragen. Wenn der Brunnen gebohrt ist, muss noch eine entsprechende Pumpe installiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kosten im 5-stelligen Euro-Bereich liegen, ist sehr groß. Hinzu kommt, dass anschließend weitere Kosten für den Betrieb und evtl. Reparaturen der Pumpe anfallen. Der Schulleiter Philip hat mir berichtet, dass im April von staatlicher Seite ein Brunnenprojekt für die Schule geprüft würde. Bis ich das Ergebnis erfahre, werde ich meine eigene Idee diesbezüglich erst mal auf Eis legen, zumal eine Finanzierung derzeit utopisch erscheint.

Eine gute und erleichternde Information möchte ich noch gerne weitergeben: Das Thema Beschneidung/Genitalverstümmelung von Mädchen (FGM), die im afrikanischen Kulturkreis und schon immer bei den Massai üblich war, lag mir schon lange auf der Seele. Zwar wurde mir mehrfach versichert, dass das nicht mehr stattfinde, aber es ist mir auch klar, dass das niemand zugeben würde, da es gesetzlich verboten ist. Nun wurde mir aber berichtet, dass das Dorf jetzt einen weiblichen Chief hat, die FGM strikt ablehnt und strengstens verfolgt und ahndet. Da ich afrikanische Frauenpower kenne, bin ich dadurch jetzt beruhigt.

Das ist soweit alles, was ich derzeit von Lemong’o berichten kann. Das Neueste ist noch, dass zeitgleich mit Deutschland auch in Kenya alle Schulen geschlossen wurden wegen Corona. Das bedeutet, dass die Kinder, die sonst in der Schule verköstigt werden (auch für die Lemong’o Kinder sponsern wir zwei Mahlzeiten am Tag), von der Familie mit Essen versorgt werden müssen. Davon sind einige überfordert. Ich habe für die Allerbedürftigsten ein Überbrückungsgeld überwiesen und hoffe, dass wir alle in Afrika und in Deutschland bald wieder zu einer Normalität übergehen können.

Stand März 2020