Jahresbericht Lemong’o e.V. 2021

Das Jahr 2021 stand wieder im Zeichen von Corona.

Für Kenya hat das vor allem wirtschaftliche Auswirkungen. Der Tourismus, eine Haupteinnahmequelle sowohl für das Land als auch für unser Dorf Lemong’o, bewegt sich immer noch nahe am Nullpunkt.

Die Lage der Menschen in Kenya ist dramatisch. Nicht durch das Virus, das hat sich in Afrika wider Erwarten eher schwach ausgebreitet. Die Außentemperaturen sind höher als bei uns, das Durchschnittsalter wesentlich niedriger, die Menschen leben weitgehend außerhalb geschlossener Räume und haben ein deutlich besser trainiertes Immunsystem als wir in Mitteleuropa. Das sind meine Mutmaßungen, und ich hoffe inständig, dass es so bleibt, denn das Gesundheitswesen wäre einem Ansturm von Kranken, wie wir ihn erlebt haben, in keiner Weise gewachsen. Es ist der Wegfall jeglicher Einnahmequellen, der die Menschen in diese verzweifelte Lage gebracht hat.

Es war tatsächlich unsere Hauptaufgabe, den Hunger zu bekämpfen, die ca. 800 Menschen im Dorf am Leben zu erhalten, indem wir dafür gesorgt haben, dass sie genügend zu essen bekommen. Jeden Monat haben wir eine Lieferung mit den Grundnahrungsmitteln zusammengestellt bestehend aus 1500 kg Mais, 360 kg Bohnen und Öl zum Kochen. Zu besonderen Gelegenheiten gab es dann noch Reis, Weizenmehl, Salz, Zucker und Tee. Auch Seife haben wir regelmäßig mitgeschickt.

Die Lemong’o Primary School beliefern wir ebenfalls mit Lebensmittel, so dass die 250 Schüler jeden Tag zweimal etwas Warmes in den Bauch bekommen. Hier von Mahlzeiten zu sprechen, wäre etwas hoch gegriffen. Es handelt sich um Ugali, das Nationalgericht in Ostafrika, ein steifer Maisbrei, manchmal ergänzt durch einige Bohnen, den erstaunlicherweise alle sehr gerne essen und der zumindest satt macht. Von gesunder Ernährung nach unseren Maßstäben kann da nicht die Rede sein, aber die Massai haben diesbezüglich sowieso ganz andere Vorstellungen. Momentan geht es primär darum, den Hunger zu bekämpfen.

Unser größter Erfolg war die Installation einer Wasseraufbereitungsanlage. Durch eine Fernsehsendung wurde ein engagiertes Mitglied auf ein Startup-Unternehmen aufmerksam, das in Deutschland robuste Filteranlagen für den Einsatz in Entwicklungsländern konstruiert. Ich habe kurz entschlossen eine solche Anlage für Lemong’o gekauft. Die Dorfbewohner von Lemong’o holten bisher ihr Trinkwasser aus einer Wasserstelle außerhalb des Dorfes, die auch von Wildtieren benutzt und zum Tränken des Viehs verwendet wurde. Dementsprechend war die Qualität beschaffen und daraus resultierende Krankheiten an der Tagesordnung. Nach einer langen Reise mit einigen Hindernissen wurde die Anlage dann im August endgültig in einem eigens dafür konstruierten Wasserhäuschen in Betrieb genommen. Der Dorfälteste hat uns bestätigt, dass es seither im Dort keine Cholera und keine Magen-Darm-Erkrankungen mehr gibt.

Der Schulbetrieb hat sich im Lauf des Jahres wieder eingependelt. Die Achtklässler haben im März ihren Abschluss gemacht und wurden mit Hilfe von Lehrer Philip, der mir eine große und zuverlässige Stütze ist, je nach ihren Wünschen und Fähigkeiten in verschiedenen weiterbildenden Internaten untergebracht. Neu in unser Hilfsprogramm aufgenommen haben wir zwei hochbegabte junge Männer, die unter schwierigsten Bedingungen einen hervorragenden Hauptschulabschluss gemacht haben. Die Eltern waren nicht in der Lage, eine weiterführende Schule zu finanzieren. Die Kosten sind so hoch, dass eine normale Familie sie nicht stemmen kann, nicht einmal für ein einziges Kind. Sie sind sehr glücklich darüber, dass sie jetzt die Möglichkeit haben, ihrem Talent entsprechend weiter zu lernen.

Zwei Mädchen sind aus unserem Programm ausgeschieden, eine hat geheiratet, die andere wurde schwanger, was in Kenya den sofortigen Ausschluss von der Schule zur Folge hat. Dafür unterstützen wir jetzt ein kleines Mädchen aus einer schwach situierten Familie und den kleinen Sohn einer alleinerziehenden Mutter.

Nicht in allen meiner grundlegenden Anliegen bin ich weitergekommen.

Ich wollte vor allem die Mädchen fördern, weil die Frau die Stütze der afrikanischen Familie, Gesellschaft und Wirtschaft ist und bei Weitem nicht die Anerkennung und Wertschätzung erhält, die sie verdient. Es gibt Ausnahmen, aber leider war ich bisher mit der Förderung der Mädchen nicht so erfolgreich wie bei den Jungen.

Mein Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, um die Familien zumindest unabhängig von Lebensmittelspenden zu machen, ist in weite Ferne gerückt. Alle Projekte, die bisher angedacht waren, versprechen nicht den gewünschten Erfolg, solange die Einheimischen kein Geld haben und keine Touristen ins Land kommen.

Beide Ziele werde ich weiterhin im Rahmen des Möglichen verfolgen. Es wird mir aber immer mehr bewusst, dass auch die Traditionen, denen die Massai mehr als andere Stämme seit Jahrhunderten verhaftet sind, ihre Berechtigung haben. Alle Maßnahmen, die von unserer Seite kommen, müssen im Einklang mit den Wünschen der Menschen stehen, die – sicher nicht freiwillig – auf unsere Hilfe angewiesen sind.

Ich habe bei meinem letzten Besuch in Lemong’o im Oktober 2021 sehr viel Wertschätzung und Dankbarkeit erfahren und sehe darin eine Bestätigung für unser Zusammenwirken auf Augenhöhe. Die Kinder und Jugendlichen bekamen von uns Papier und Stifte und sollten eigentlich alle zusammen ein paar kleine Botschaften an Euch aufschreiben. Das hat so nicht geklappt, aber einige haben in der kurzen Zeit richtige Briefe geschrieben. Zwei Beispiele füge ich Euch bei. Mein Name steht stellvertretend für Euch alle.

Ich bin stolz auf das, was wir mit Eurer Hilfe für die Menschen in Lemong’o bewirken konnten, und ich danke Euch dafür von ganzem Herzen.

 gruppe11


 

Update Mai 2021

Nach nur 11 Wochen Schule endete das zweite Trimester am 19. März. Für die Absolventen der 8. Klasse war es das dritte Trimester, da sie bereits im Oktober einige Wochen vor den anderen Klassen wieder in die Schule gingen, um für den Abschluss vorbereitet zu sein. Für die Schulabgänger und ihre Eltern fand am 12. März ein „Prayer day“ statt: Ein Dank an Gott für die gemeinsame Zeit in der Schule und eine Bitte um Unterstützung für die Abschlussprüfungen. Eine schöne Tradition, die wir unterstützt haben, indem wir ein Festmahl für alle spendiert haben, das zur Abwechslung nicht aus Mais und Bohnen, sondern aus Fleisch, Gemüse und Reis bestand. Es muss ein sehr schönes Fest gewesen sein. Diejenigen, die in unserer WhatsApp-Gruppe sind, haben Videos davon erhalten.

07fd2b1c 52f9 4c97 9fdf c6dc56798b84 0dbd4c09 16e5 4046 a053 271c0839ef94

Eine Woche später schrieben unsere Patenkinder aus der 8. Klasse in Olmoti und Lemong’o ihr KCPE (Kenya Certificate of Primary Education), eine wichtige Prüfung, die darüber entscheidet, welche Möglichkeiten der Weiterbildung sich anschließend ergeben. Aufgrund des schwierigen Schuljahres wurde die Marke für die Zulassung an eine höhere Schule heruntergesetzt. (Auf den Fotos von links Rose Kipitai, Kurat Tantaine, Musenji Tulito und Leyian Paritei, es fehlt Leshan Matiko.

1aa54f8b b341 4e15 b63e 68ccf2b9d07d  1cafc5e0 37c3 43df bcc9 53557c6c9f32 2e878657 94b1 4078 9c9c 2d43911062c4 1e253725 22ae 486b a186 9acc0867f47c

Ich bin gespannt, für welchen weiteren Weg sich die Mädchen und Jungen entschließen. Sie haben viel Zeit, darüber nachzudenken, denn die erste Klasse der Secondary School (ähnlich Gymnasium) beginnt erst am 26. Juli, ab da laufen dann die Tertiale für alle Klassen wieder parallel. Alle haben von mir die Zusage, dass wir sie so weit unterstützen, wie sie schulisch gehen können. Ich denke aber, für manche ist es vernünftiger, eine gute Berufsausbildung zu machen. Auch dabei würden wir helfen, zumindest finanziell.

Nachdem die Examina geschafft waren, fand wieder ein Fest statt, die „Closing Ceremony“. Von Lemong’o habe ich Fotos, die zeigen, dass alle viel Spaß hatten.

1 2

Vorher waren wieder Nahrungstransporte angesagt. Eine Woche vor den Ferien waren die Lebensmittelvorräte der Schule für die Schulspeisung komplett aufgebraucht und wurden wieder aufgefüllt.

Auch das Dorf war am Ende mit seinen Vorräten und wurde am 22. März neu versorgt.

6a182bfb f038 474d a6b8 75a534d8ea4d 3

084f7724 064f 4705 a20b 83cff241f201 59b726e9 874c 4058 b0f0 b0e03ef3a2e5

d9275f69 c39d 4467 851c bd9abae908ad f5704862 1c15 418e b58b a20b08613631

Auch Kenya wurde von einer neuen Corona-Welle erfasst. Der in diesem Zusammenhang verhängte Lockdown machte die zarten Ansätze einer wirtschaftlichen Erholung wieder komplett zunichte. Gott sei Dank fielen die Ausgangsbeschränkungen auf die Osterferien, so dass der Schulbetrieb nicht darunter litt. Sieben Wochen Osterferien bedeuteten allerdings auch wieder, dass alle Kinder zu Hause waren und die Schulverpflegung in dieser Zeit wegfiel. So mussten wir schon am 22. April wieder Lebensmittel an alle Dorfbewohner verteilen.

07fd2b1c 52f9 4c97 9fdf c6dc56798b84 2e878657 94b1 4078 9c9c 2d43911062c4

Am 10. Mai konnte die Schule planmäßig wieder beginnen.

Es stellte sich heraus, dass die nahegelegene Lodge, die sich bisher an den Kosten der Schulspeisung beteiligte, aus (verständlichen) wirtschaftlichen Schwierigkeiten als Sponsor ausfiel. Ich habe versprochen, dass wir die die Schulspeisung auf jeden Fall sicherstellen werden. Zwei warme Mahlzeiten am Tag sind damit zumindest für die Schulkinder gewährleistet.

b0bb0216 04f4 4a8a b327 3448f2b5935c 2c7bc041 481e 4746 a769 1af6094374c1

fd103b7b 303c 4330 be17 de75ad96b892 5a49269c df9a 47cc 8599 bf0200113004

Ende April/Anfang Mai hatte sich die Ernährungssituation im Dorf weiter zugespitzt: Der saisonale Regen, der zu dieser Zeit das vertrocknete Gras zu neuem Leben erweckt, blieb aus. Um die Herden am Leben erhalten zu können, mussten sie in weit entfernte Weidegründe getrieben werden und konnten am Abend nicht ins Dorf zurückkehren. Somit fiel das morgendliche Melken und damit die Milch als tragende Säule der Ernährung aus. Eine dramatische Entwicklung für die Versorgungslage, vor allem der Kinder. Gott sei Dank hat es wohl in den letzten Tagen geregnet, ob in ausreichender Menge, wird sich zeigen.

Eine sehr erfreuliche Entwicklung zeichnet sich ab:

Die Wasseraufbereitungsanlage, die ich für Lemong’o in Deutschland gekauft habe (in meiner Mail vom 18. März habe ich Euch ausführlich darüber berichtet), hat nach einer langen Reise durch den zeitweise blockierten Suezkanal Mombasa erreicht und hat in dieser Woche auch den Zoll verlassen. Einer Installation in den nächsten Wochen steht jetzt nichts mehr im Weg. Ich werde Euch berichten und bin zuversichtlich, dass wir damit eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität für die Bewohner von Lemong’o erreichen können.


 

August Update 2021

Update Lemong’o August 2021

Wir haben die Uhr, Afrika hat die Zeit.

Was lange währt, wird endlich gut, und so läuft seit dem 26. August in Lemong’o unsere Wasseraufbereitungsanlage. Endlich bekommen die Dorfbewohner sauberes Trinkwasser.

Hier kam bisher das Trinkwasser her:

IMG 20190521 WA0010IMG 20190521 WA0009

Es war ein steiniger Weg, den wir bis zu diesem Ereignis gegangen sind, immer wieder gab es Hindernisse und Verzögerungen.

Im März hatten wir die Wasseraufbereitungsanlage gekauft, die umgehend auf den Weg nach Kenya geschickt wurde. Die erste Hürde war die Blockade des Suez-Kanals durch ein Containerschiff im März/April. Der Mai verging mit der Zollabfertigung im Hafen von Mombasa. Als das Gerät dann endlich in Lemong’o ankam, stellte man fest, dass es zwar gerade so in den dafür vorgesehenen Raum in der Schule passte, aber kein Platz mehr für die Anschlüsse war.

73d5a3f5 8185 4d4a aab0 0558ce96fbf35155b85d 01ff 408e a05b f3742af10bea

So wurde beschlossen, die Anlage außerhalb aufzubauen. Ein starkes Argument für die Anschaffung war die Tatsache, dass das Gerät extrem robust ist, daher planten wir zunächst nur eine Überdachung. Rechtzeitig fiel uns noch ein, dass das Dorf des öfteren Besuch von Elefantenherden bekommt, vor allem eine Gruppe starker Bullen war mir selbst schön einige Male in der Umgebung begegnet. Durstige Elefanten riechen Wasser auf weite Entfernung, und ein Hüttchen, wie wir es geplant hatten, wäre für sie überhaupt kein Hindernis auf dem Weg zu einem begehrten Drink. Also musste doch ein festes Häuschen gebaut werden. Unsere finanziellen Mittel waren durch den Kauf der Anlage und die monatlichen Lebensmittellieferungen erschöpft.

Aber es gingen wieder Türchen auf: Einige von Euch haben spontan und großzügig gespendet, und die Dorfbewohner haben beschlossen, selbst Hand anzulegen, um die Baukosten zu reduzieren. So nahm das Wasserhäuschen nach und nach Gestalt an.

0fe18437 e2e2 4683 bec8 4d2a9012d079e482a240 555c 48c0 b851 01ee290bf39c

0fa8dc5b a498 453a 9c03 ace22a3d6ba1da969961 d065 42f4 9750 82a6882a8a7f

Bei der Installation der Anlage gab es neue Probleme. Es mussten Rinnen gegraben werden, um die Leitungen unterirdisch zu verlegen. Wie immer, wenn es um schwere Arbeiten geht, war hier wieder Frauenpower gefragt.

0da098dc-4aed-4080-9c2f-14f49010fc3f.jpg18b71610 cbff 494d 9846 d5f1bb2c4ca776e16442 7138 4dd9 8846 a539ae7ac9b3

Die Mithilfe der Schuljungen hat nach meinem Eindruck eher symbolischen Charakter.

218886c3 d188 4abd b2f8 801ca0d3e05d

Alle sind stolz auf die geleistete Arbeit.

bd85b864 a989 425c 8986 8a9457ad555f

Und das Wasser läuft und ist sauber!

 dedd857c c318 4bc7 b61c 9530480dcae5

Ein großer Erfolg, auf den wir alle zusammen stolz sein können.

Ich bin sehr dankbar, dass Ihr durch Eure Großzügigkeit dieses Projekt ermöglicht habt.

Die üblichen Aktivitäten liefen parallel weiter. Wir haben sowohl das Dorf als auch die Schule mit Essen versorgt.

330a31fb 392b 48b8 8bd2 a50657be9f40

Bild2

Bild3Bild4

Eine große Herausforderung war der Beginn des neuen Schuljahres. Acht Kinder mussten in neuen Schulen untergebracht werden. Da waren zunächst diejenigen, die entsprechend dem englischen Schulsystem die acht Klassen der Primary School abgeschlossen hatten. Normalerweise ist ein bestimmter Notendurchschnitt erforderlich, um anschließend eine höhere Schule besuchen zu können. Aufgrund der Tatsache, dass den Schülern wegen des Covid-Lockdowns nur wenige Wochen Schulbesuch möglich war, hat die Regierung beschlossen, allen Schulabgängern den Übergang in die höhere Schule zu erlauben. Dadurch waren die verfügbaren Plätze dort schnell vergeben, und es war eine Sisyphusaufgabe, für alle eine passende Schule zu finden. Lehrer Philip hat diese Aufgabe mit Bravour, aber auch mit ganz großem persönlichem Einsatz gelöst, so dass letztlich für alle ein Platz gefunden wurde, allerdings in vier verschiedenen Schulen.

Bild6Bild7Bild8

Musenji und Leyian                            Kurat und Naimutie mit Kasaine und Risie                  Rose und Naipanti

Bild9

Leshan (rechts) wird eine Berufsschule besuchen (links Lehrer Philip).

Ermutigt durcheine großzügige Spende aus Euren Reihen haben wir Parsanka bei uns aufgenommen. Der Junge hat eine fulminante Schulkarriere hinter sich, war Schulsprecher und hat seinen Abschluss mit der Note eins gemacht. Er stammt aus sehr armen Verhältnissen, seine kinderreiche Familie bestreitet ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung und dem Verkauf von Holzkohle und hat keinerlei Möglichkeit, ihn auf eine höhere Schule zu schicken. Er darf jetzt die Secondary School besuchen.

 Bild10Bild11Bild12

Lehrer Philip hat mit dieser Einschulungsrunde eine Meisterleistung vollbracht. Zunächst musste für jedes Kind ein Platz gefunden werden, dann ging es daran, die jeweiligen Voraussetzungen für die Aufnahme zu erfüllen. Die Überweisung der Schulgebühr war die einfachste Übung, die ich übernehmen konnte. Lemong’o hat nur eine Grundschule, jeder Schüler, der weiterlernen möchte, muss ins Internat. Um aufgenommen zu werden, muss eine ellenlange Einkaufsliste erledigt werden. Mitgebracht werden muss schlichtweg alles, von der Matratze bis zum Trinkbecher und natürlich eine vorgeschrieben Ausstattung an Schulbekleidung und Lernmaterial, insgesamt mehr als 50 verschiedene Artikel pro Schüler. Ausgaben, die für eine normale afrikanische Familie nicht zu stemmen sind, noch nicht einmal für ein Kind von mehreren.

Bild13Bild14Bild15Bild16

Bild17

Dass wir den Jugendlichen all das ermöglichen konnten, ist einzig und allein Eurer Großzügigkeit zu verdanken. Ich weiß, dass Ihr nicht möchtet, dass ich Eure Namen hier erwähne. Aber eine Aktion muss ich doch besonders hervorheben. Unser Mitglied Martina Schmitt hatte im Juli ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Sie hat an diesem Tag alle Einnahmen an Lemong’o gespendet, ihre Mitarbeiter haben ihr Trinkgeld beigesteuert, und einige Kunden haben diese Aktion zum Anlass genommen, uns zusätzlich zu unterstützen. Somit war ein Großteil der Ausgaben für den Start der Jugendlichen in eine bessere Zukunft gewährleistet. Danke Martina für diese großartige Geste in einer Zeit, in der gerade die Selbständigen um ihre Existenz ringen! Und danke an alle, die hier nicht namentlich erwähnt sind!

Bild18


 

Update Oktober 2021

Mein erster Besuch in Lemong’o nach mehr als eineinhalb Jahren mit einer kleinen Gruppe von hochmotivierten Mitgliedern war ein Ereignis für das Dorf und auch für uns. Man bereitete uns einen triumphalen Empfang. Alle Kinder und Eltern hatten sich in festlicher Kleidung versammelt und kamen uns singend entgegen, um uns zu begrüßen. Es war eine große Herzlichkeit zu spüren und ehrliche Freude über das Wiedersehen.

IMG 20211009 WA0068

IMG 20211007 WA0011IMG 20211007 WA0008

Die Empfangszeremonie war eindrucksvoll und sehr berührend. Sprecher verschiedener Gruppierungen hielten Ansprachen, auch der Dorfälteste, der sonst seine Hütte nicht mehr verlässt und uns zu Ehren eine Ausnahme machte.

IMG 20211010 WA0003

In den Ritualen, die abgehalten wurden, mischten sich christliche Elemente mit traditionellen Abläufen. Lange und andächtige Gebete wurden gesprochen, deren Inhalt wir nicht verstanden haben, aber Tenor war, dass Gottes Hilfe durch uns zu den Menschen im Dorf gekommen ist und sie vor Hunger und Krankheit bewahrt hat. Es waren sehr ergreifende Minuten.

Mit großer Freude wurden die Geschenke angenommen, die meine Mitreisenden von Deutschland mitgebracht hatten. Unter Verzicht auf persönliches Reisegepäck waren die Taschen voll beladen mit Dingen, die den Kindern Freude machen.

Bild1Bild2Bild3

Stolz wurden wir zum Wasserhäuschen geführt, auf dem in großen Buchstaben unser Logo prangt. Es ist auch für uns eine große Freude zu sehen, dass sauberes Wasser jetzt für alle zur Verfügung steht. Wir sind stolz auf dieses Projekt, zu dem alle gemeinsam beigetragen haben. Es wurde uns berichtet, dass niemand mehr Magen-Darm-Probleme hat, seit das Trinkwasser sauber ist.

Bild4Bild5

Wir hatten unseren Besuch extra in die Schulferien gelegt, um Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit allen unseren Schützlingen zu haben. Die Eltern waren auch dabei.

Bild6Bild7

Bild8Bild9

Die meisten Kinder haben sich gut bis sehr gut entwickelt, es gibt aber auch Problemfälle.

Einer davon ist Ntukai, ein Junge, der mir schon immer irgendwie unglücklich und verschlossen vorkam und sehr schwache Schulleistungen zeigte. Im Sport war er allerdings immer ein As. Er ist im Frühjahr von zu Hause weggelaufen und wollte sich als Hütejunge durchschlagen. Das ist wohl gründlich schief gegangen. Er kam nach einem guten halben Jahr zurück und ist in einem erbärmlichen Zustand. Außerdem klagt er über Schmerzen in den Hüften.  Ich bot ihm an, ihm den weiteren Schulbesuch zu finanzieren vor allem mit dem Hintergedanken, dass er dann regelmäßig täglich zwei Mahlzeiten erhält. Er hat von meinem Angebot Gebrauch gemacht und ist in die Schule zurückgekehrt, hat aber da schon mehrere Ohnmachtsanfälle erlitten. Nach meinen Erfahrungen mit Risie vermute ich, dass er komplett unterernährt ist.

Eine Freundin hat mir vor Ort ein Aufbaupräparat besorgt, das vergangene Woche an die Schule in Lemong’o ausgeliefert wurde, um den besonders bedürftigen Kindern etwas auf die Beine zu helfen.

f9e5ef51 355e 4ed9 9c39 038af78dd6fbac92df58 3c87 4a1c ab28 9594af8162c8caac4cd8 e680 45f3 8d5c e2ab0a49a5c8 001

Auch bei Kisota Meitamei, einem unserer Neuzugänge, fiel mir ein bemitleidenswerter körperlicher Zustand auf. Er und seine alleinerziehende Mutter kommen ebenfalls in den Genuss des „Wunderpulvers“. Philip und ich überlegen, wie wir in diesem Fall darüber hinaus und vor allem langfristig sinnvoll helfen können.

e60d2d57 6c3a 4455 8fe5 e9d2dcc71834 001Bild1014b5f7f92 c2f1 46c0 9d8e 429

Prächtig entwickelt hat sich dagegen Risie, der so lange unser Sorgenkind war. Er besucht inzwischen mit drei anderen Jugendlichen aus Lemong’o das private Internat Reto. Dort waren wir bei unserer Ankunft vom Inhaber und Initiator eingeladen und konnten uns vom hervorragenden Zustand dieser Boarding School überzeugen, die naturgemäß auch einen stolzen Preis hat. Kein Wunder, dass bei unseren Einzelgesprächen mehrere Kinder den Wunsch äußerten, auch dorthin übersiedeln zu dürfen. Allerdings bin ich der Meinung, dass ein Kind, das ein gefestigtes Elternhaus hat und in gutem gesundheitlichen Zustand ist, in der Lemong’o Schule bestens aufgehoben ist.

 Bild111Bild121

Risie ist wieder ein gesunder und fröhlicher Junge und ist unglaublich gewachsen. Seine Dankbarkeit und die seiner Eltern hat mich sehr gerührt. Seine Mutter hat mich mit einem Armband und einer Kette überrascht, die sie individuell als Geschenk für mich hergestellt hat.

Bild131Bild141Bild151

Große Dankbarkeit erfuhren wir auch von David Lesinko und seinen Eltern. Ihn hatten wir vor Kurzem noch in unserem Kreis aufgenommen, weil er einen hervorragenden Abschluss der 8. Klasse erzielt hat. Seinen Eltern war es nicht möglich, ihm den Besuch der Secondary School zu finanzieren.

Bild161

Parsanka, den wir aus dem gleichen Grund aufgenommen haben, konnte leider nicht kommen, da er sehr weit entfernt wohnt und gerade den Arm gebrochen hatte. Wir werden ihn hoffentlich beim nächsten Besuch persönlich kennenlernen.

Die Jugendlichen, die jetzt ihre weiterführende Laufbahn begonnen haben, waren alle sehr optimistisch und guter Dinge. Bei den Berufszielen steht Ingenieur ganz oben auf der Liste, aber wir haben auch zwei zukünftige Neurochirurgen dabei!!!

Die Ernährungssituation ist weiterhin angespannt. Die Trockenheit ist nicht zu übersehen. Aufgrund der Dürre geben die Tiere wenig Milch und müssen zeitweise so weit von zu Hause geweidet werden, dass sie abends nicht in die Manyatta zurückkehren können, so dass dann gar keine Milch zur Verfügung steht.

Im September haben wir Lebensmittel sowohl an das Dorf als auch an die Schule liefern lassen. Vergangene Woche bekamen die Menschen in Lemong’o eine weitere Lieferung. Für die besonders bedürftigen Kinder haben wir noch eine Extraration gepackt mit Weizenmehl und Zucker zum Süßen des Lieblingsgetränks Tee mit Milch.

c0e3dd71 be11 4a3c 85b9 c9eed4856687Bild171

Zusammen mit Philip überlege ich zur Zeit, ob es eine Möglichkeit gibt, irgendeine Einnahmequelle zu erschließen, die der Abhängigkeit von unseren Lebensmittellieferungen ein Ende bereitet. Den Stein der Weisen haben wir noch nicht gefunden.


 

Januar/Februar 2021

Neues Jahr – neuer Anfang:

Alle Kinder durften am 4. Januar wieder in ihre verschiedenen Schulen gehen.

Vier Schüler kehren ins Internat nach Olmoti zurück: Musenji Tulito, Leshan Matiko, Kurat Tantaine und Rose Kipitai (von rechts) wollen im März nach der 8. Klasse ihren Abschluss KCPE (Kenya Primary School Leaving Certificate) ablegen, der Grundlage für die weitere Ausbildung ist. Leyian Kapaito und Naimutie Moses (von links) besuchen die 7. Klasse. Sie sind mitgefahren, um ihre Sachen abzuholen, weil sie beide in Lemong’o weiterlernen möchten, wo jetzt alle Klassen angeboten werden.

3a27c30e 6808 45b4 bffa d12ecabd3294

ac054df5 5b79 4c1a 8b1e 3f7fd6800c41   

 

 

     Naipanti Tantaine hat ihre Ausrüstung schon vor Weihnachten komplettiert und ist voll motiviert abgereist nach Kibwezi,

     wo sie die Secondary School besucht. Man beachte den farblich abgestimmten Mundschutz.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch Kasaine Kashingo und Risie Lolepo wurden schon vor Weihnachten mit allem ausgestattet, was in ihrem Reto Internat verlangt wird und werden sich dort wieder eingewöhnen. Von ihnen habe ich kein neues Foto bekommen.

03053980 a9bf 4eec bec2 7780d8c9abcb

So präsentierten sich die Lemong’o-Schüler am ersten Schultag. Von links Leyian Paritei, der kurz vor dem Abschluss der 8. Klasse steht, Lolari Kapaito, Naisanti Tantaine, Emily Siyapei Koitangei, Ntukai Saitoti und Naisanti Panian. Es fehlen Lulunken Kapaito und Lesinko Kapasy, die aber dann auch eingelaufen sind.

Neu aufgenommen haben wir Meitamei Kisota, geb. am 05.05.2013. Seine Mutter ist alleinerziehend, und er geht in dieVorschulklasse 1. Ich war bereit, als Ersatz für Nkaisi Parkori, die im November verheiratet wurde, ein neues Patenkind aufzunehmen. Ich hatte eigentlich um ein Mädchen gebeten, da mir die Förderung der Mädchen besonders wichtig ist, aber darum muss ich immer kämpfen. Ich habe es aber nicht über’s Herz gebracht, den Kleinen abzulehnen und gehe davon aus, dass in naher Zukunft eine Anfrage für ein Mädchen folgen wird.

cf8fccaa ae2a 48cf 9c1f 054 fba76363 930d 4028 85bd ea10038bd859 001

Die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist nach wie vor prekär. Am Schuljesbeginn war die Vorratskammer in der Lemong’o Primary School leer und wurde von uns aufgefüllt, um sicher zu stellen, dass die Kinder ihre Schulverpflegung bekommen.

60606577 12ed 48b2 b573 80c353b58601

An das Olmoti Internat habe ich eine entsprechende Geldspende geschickt. Im Oktober wurden die Kinder von dort wieder nach Hause geschickt, weil kein Essen für sie da war.

Lebensmittellieferung an alle 72 Familien des Dorfes Lemong’o erfolgten am 18. Januar und am 15. Februar. Jede Familie erhielt an beiden Terminen 20 kg Mais, 5 kg Bohnen und eine Flasche Öl zum Kochen. Im Januar haben wir noch Seife mitgeschickt. Ich hoffe, dass dieses zusätzliche Gewicht nicht schuld war an der Reifenpanne, die das Transportfahrzeug auf dem ersten Hinweg hatte. Der Zeitplan kam ziemlich durcheinander, aber am Ende des Tages war alles vor Ort und die Familien zufrieden und glücklich.

7a55e20e 66be 4fb8 855a 45a0eddce298 892047aa 5e76 4e35 85b2 66f63704dfc1

462c1b0c cdd9 4ae2 99f5 e54ad4c6d096 9c413eaf 1de5 4293 8f85 1343363f81c6

2a945f7f 2037 4d4e bdf0 643252418b52 8fe1d2fc 77ed 4b72 8cb8 f5bacd478887

6c445dcd f5dc 460f 8bf3 67f2acb39daa

Bei jeder Lebensmittellieferung halten die Dorfbewohner eine kleine Andacht ab, in der sie ihren Dank aussprechen an Gott, der sie erhält, aber auch an uns, die wir Überbringer der „Gaben“ sind. Philip übermittelt mir jedes Mal den Dank der Familien und ihre guten Wünsche für uns.

Ich bin immer wieder erstaunt über die tiefe Frömmigkeit, die ich bei den Massai erlebe. Es sind weitgehend christliche Elemente, die mir dort begegnen, sicher irgendwie vermischt mit traditionellen Ritualen. Der Islam hat in der Kultur der Massai nicht Fuß fassen können.

Aus ihrer Religiosität erklärt sich auch ein Fest, das am 8. März für die Schüler der 8. Klasse kurz vor deren Abschlussexamen stattfinden soll, den Prayer Day:

We (die Schule, die Lehrer und die Kinder der 8. Klasse) invited their parents to join us as we thank God for the time we have been with them and also to grant them great wisdom during the exam period.

Ich finde das eine sehr schöne Idee und habe mich angesichts der sehr überschaubaren Kosten (weniger als 50 Euro für ein Festessen für alle Teilnehmer bestehend aus 5 kg Fleisch, 10 kg Reis, Kohl, Zwiebeln und Tomaten sowie dem traditionellen Tee mit viel Zucker) bereit erklärt, dieses Festmahl zu sponsern.

Mary Ponni, die junge Frau, deren medizinische Ausbildung wir finanziell ermöglichen, hat mir über Philip ihre gesamte 30-seitige und korrigierte Semesterabschlussarbeit geschickt. Und jetzt bekomme ich fast eine Gänsehaut: Genau in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, kommt eine WhatsApp von Mary Ponni. (Ihre letzte Nachricht stammt vom 20. Juni 2020.) Sie bedankt sich nochmals und teilt mir mit, dass sie leider das letzte Semester wiederholen muss. Ihr kleines Smartphone und ihr Guthaben waren nicht ausreichend für den Online-Unterricht. Seit Januar ist sie wieder im College und hat mir einen lieben Brief geschrieben, den ich an Euch weiterleite, denn ihr Dank und ihre guten Wünsche gehören Euch allen!

709debb3 a49c 4ca4 a6d9 b9f790eb8375 Kopie 001