Die Versorgung der Lemong’o-Familien mit Lebensmitteln wird immer mehr zu unserer vorrangigen Aufgabe. Am 2. März war es wieder so weit.
Bei meinem letzten Besuch waren mir einige Kinder aufgefallen, die besonders dünn waren. Für sie haben wir eine Extraration mitgeschickt.
Es stellte sich heraus, dass sie fast alle alleinerziehende Mütter haben und unter besonders ärmlichen Verhältnissen leben. In der Gemeinschaft der Massai-Familien geht zwar niemand unter, aber diese Kinder und ihre Mütter stehen in der Hierarchie des Clans weit unten und sind dann halt die letzten, die sich am Essenstopf bedienen dürfen.
Um ihnen dauerhaft Unterstützung und eine bessere Position in der Familie zu verschaffen, haben wir mit Hilfe eines besonderen jungen Mannes eine Idee verwirklicht:
Der achtjährige Noah Pfeifer, Schüler der 2. Klasse in Wald-Michelbach, hat eine tolle Aktion gestartet. Er hat in seiner Schule, in seinem ehemaligen Kindergarten und bei Freunden und Verwandten eine Sammelaktion für Lemong’o durchgezogen und hatte am Ende den stolzen Betrag von 1.210, 70 Euro in seiner Spendenbox.
Dafür durfte eine Abordnung aus dem Dorf auf dem Viehmarkt in der nächstgrößeren Stadt 12 Ziegen kaufen und nach Lemong’o treiben. Es muss eine aufregende Mission gewesen sein, denn der Weg ist lang, und der Viehmarkt in Kimana riesig.
Vier alleinstehende Mütter (von Kisota, Lesinko, Ntukai und Leyian Paritei) und zwei Großmütter (die Oma von Lolari, der gar keine Eltern hat, und die Oma von Rose, die jetzt nicht nur ihre elternlose Enkelin betreut, sondern auch deren neugeborenes Baby) haben jeweils zwei Ziegen erhalten. Sie haben damit etwas Eigenes und verfügen immer über Milch.
Die Herden der Massai bestehen aus Kühen, Schafen und Ziegen, letztere können am besten mit den harschen Bedingungen umgehen. So hoffe ich, dass die neuen vierbeinigen Dorfbewohner die schwierigen Umstände überleben.
Nochmals ein riesiges Kompliment und ein großes Dankeschön an Noah!
Auch in diesem Jahr fand wieder der Prayer Day statt, an dem die Schüler der 8. Klasse gemeinsam mit ihren Lehrern und Eltern Gott für die Schulzeit danken und um Segen bitten für die bevorstehende Abschlussprüfung KCPE, die für die weitere Ausbildung sehr entscheidend ist. Gerne habe ich zugestimmt, die Verpflegung für dieses Fest zu spendieren, da zu diesem Anlass ausnahmsweise auch mal Fleisch, Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen.
Leider war das Ergebnis KCPE der zwei Mädels, die in unserer Obhut sind, sehr bescheiden, obwohl sie das letzte Schuljahr im teuren Internat verbringen durften.
In der Lemong’o Primary School waren dagegen einige Achtklässler sehr erfolgreich. Ich habe daher beschlossen, dem jeweils besten Jungen und Mädchen die Chance zu geben, die Secondary School zu besuchen und unsere beiden Mädels auf die Berufsschule zu schicken. Auch für Rose fand ich die Berufsschule geeigneter. Ihre Ergebnisse in den ersten Monaten der Secondary School waren sehr mäßig, dann wurde sie schwanger und musste die Schule verlassen. Sie hätte jetzt wieder mit Klasse 1 anfangen müssen, d.h. sie hätte noch vier Schuljahre vor sich gehabt und danach noch eine Berufsausbildung machen müssen. Ich fand es unverantwortlich zu planen, dass sie ihr Baby sechs Jahre lang der Uroma überlässt, obwohl sie das unbedingt wollte. Offenbar ist die Verantwortung für das Baby eine große Belastung für sie.
Die drei Mädels waren mir sehr böse, weil ich ihnen nicht die Secondary School finanzieren will, aber sie sind 16, 17 und 19 Jahre alt, und wenn ihre Schulergebnisse jetzt schlecht sind, haben sie entweder nicht gelernt, oder es fehlen die Voraussetzungen für ein akademisches Studium. Insofern bin ich hart geblieben, und Lehrer Philip musste ihren Unmut ausbaden. Wir lassen sie ja nicht fallen, sie sollen nur eine Ausbildung machen, die ihren Fähigkeiten und ihrer Einsatzbereitschaft entspricht und ihnen in absehbarer Zeit ein Einkommen ermöglicht.
Vor dem Hintergrund einer großzügigen Spende aus Eurem Kreis fiel es mir leicht, Shadrack Parmuya die Zusage für die Secondary School zu geben. Er war in seiner Klasse ein absoluter „Überflieger“, und seine Noten liegen mit weitem Abstand vor allen andern. Trotzdem erhielt er nicht das staatliche Stipendium, für das er sich beworben hatte.
Ich möchte den von uns gesponserten Schüler damit auch signalisieren, dass unsere Unterstützung für sie keine Hängematte ist, in der sie sich ausruhen können, sondern dass Leistung erwartet und belohnt wird.
Shadrack
Das beste Mädchen aus der Klasse ist Moinan Anah Mukaine, eine Stiefschwester unserer erfolgreichen Gymnasiastin Naipanti Mukaine. Der Vater hat versprochen, für ihre Ausstattung zu sorgen, wenn wir die Schulgebühren übernehmen. Das habe ich gerne getan, denn ich kenne die Familie schon lange, sie ist sympathisch, engagiert und zuverlässig. Leider habe ich von Moinan noch kein Foto.
Insgesamt war der Beginn des neuen Schuljahres Ende April wieder eine Herausforderung für Philip, weil unendliche Listen mit persönlicher und schulischer Ausstattung abgearbeitet, d.h. eingekauft werden mussten. Das kostet jedes Mal eine Stange Geld, das die Eltern unmöglich aufbringen können. Wenn etwas fehlt, kann es passieren, dass die Schüler wieder nach Hause geschickt werden.
Nicht vergessen werden darf die regelmäßige Versorgung mit Lebensmitteln.
Am 5. April und am 3. Mai erhielt das Dorf erneut seine Lieferung, am 25. April zum Beginn des neuen Schuljahres auch die Schule.
Die Preise sind horrend gestiegen. Eine Lieferung kostet uns jetzt doppelt so viel wie vor einem Jahr.