Lemong’o Update März 2023
Das vergangene Jahr war eine große Herausforderung für die Menschen in Afrika und für uns. Die anhaltende Dürre brachte Hunger, Verzweiflung und Tod.
Mit Eurer Hilfe habe ich mein Möglichstes getan, um die Not zu lindern. Monatlich haben wir Lebensmittel geliefert für die Dorfbewohner.
Für die alleinerziehenden Mütter gab es gelegentlich eine Extraration.
Die Schule wurde selbstverständlich auch regelmäßig beliefert, damit die Schüler ihre zwei warmen Mahlzeiten pro Tag erhalten.
Alarmiert durch schreckliche Bilder verhungernder und toter Kühe haben wir Heu aus dem Norden des Landes bringen lassen und konnten dadurch wenigstens einen Teil der Nutztiere retten.
Im Vorfeld wurde die Verteilung der zweiten Heulieferung diskutiert und beschlossen, auch einige Hirten aus der Umgebung teilhaben zu lassen. Bemerkenswert!
Einige Regenschauer brachten im November kurzzeitig Entspannung, aber die Menge war nicht ausreichend. Wenn nicht bald neuer Regen fällt, steht die nächste Katastrophe bevor.
Trotzdem muss das Leben weitergehen. Die Kinder und jungen Leute, die in die Schule gehen, werden dort auch mit Essen versorgt. Auch das ist ein Argument, möglichst vielen Schülern das Weiterlernen zu ermöglichen.
Zunächst ging es für die Schüler der 8. Klasse Primary School darum, einen guten Abschluss zu machen. Das Ergebnis dieses Examens KCPE ist entscheidend dafür, ob und wie die Schüler weiterlernen dürfen. Mit einem Prayer Day danken Kinder, Lehrer und Eltern für die gemeinsame Zeit und bitten Gott um Beistand für die bevorstehende Prüfung. Gerne spendieren wir für diesen Tag das gemeinsame Mahl. Die Geldübergabe dafür erfolgt aus Gründen der Transparenz vor aller Augen.
Der Beginn des neuen Schuljahres ist jedes Mal eine Mammutaufgabe, die weitgehend Lehrer Philip zu bewältigen hat.
Für diejenigen, die in ihren Schulen bleiben, muss die Ausrüstung ergänzt werden. Abgesehen von neuen Büchern und Heften müssen auch Teile der Uniform erneuert und die verlangte Ausstattung vervollständigt werden. Wenn etwas fehlt, kann es passieren, dass die Schüler nach Hause geschickt werden.
Die Schüler nach einem langen Einkaufstag. Drei sind schon auf dem Nachhauseweg und fehlen auf dem Bild.
Eine noch größere Herausforderung ist die Einschulung in eine neue Schule.
Vergleichsweise einfach war das bei Lesinko und Kisota. Die beiden Kleinen wurden auf meinen Wunsch hin in Reto eingeschult, einer Privatschule, in der auch unser Sorgenkind Risie erfolgreich aufgepäppelt wurde, als er in einem lebensbedrohlichen Zustand war. Ich war wirklich in Sorge um die Beiden, weil sie deutlich unterernährt sind. Beide haben alleinerziehende Mütter, sind damit in der Nahrungskette im Clan weit unten und bekommen so offensichtlich einfach nicht genug zu essen.
Für Lesinko und Kisota war die Einschulung in Reto ein großer Schritt. Glücklicherweise hatten sie beim Einzug mütterliche Begleitung. Die Kontrolle der Ausstattung war aufregend, und ich hoffe, dass die Beiden bald glücklicher aussehen als auf diesem Bild.
Einen großen Wettbewerb gab es um die Plätze für die Secondary School. Die Motivation, in die höhere Schule zu gehen, ist enorm und für jeden Schüler ein erklärtes Ziel. Ich habe allerdings den Jugendlichen in unserer Obhut von vornherein erklärt, dass ich eine bestimmte Leistung in der Abschlussprüfung erwarte, wenn wir die Secondary School für sie finanzieren sollen (250 von 400 möglichen Punkten).
Erfahrungsgemäß sacken die Leistungen der Schüler im schwierigeren Gymnasium deutlich ab, aus mittelmäßigen Schülern werden schlechte. Der Leistungsdruck erzeugt Stress und nagt am Selbstbewusstsein, wenn die Anforderungen nicht erfüllt werden können. Ich halte für diese Schüler, deren Stärken offensichtlich eher im praktischen Bereich liegen, eine Berufsausbildung für wesentlich sinnvoller. Allerdings ist es ein hartes Stück Arbeit, die Schüler davon zu überzeugen, dass eine abgeschlossene Ausbildung in einem Bereich, der ihren Fähigkeiten entspricht, wesentlich wertvoller für ihr weiteres Leben ist als ein schlechter Abschluss im Gymnasium.
Schon im vergangenen Jahr habe ich mit Eurer Hilfe drei Jugendlichen den Zugang zur Secondary School ermöglicht, die hervorragende Prüfungsergebnisse der Primary School hatten (über 300 Punkte). Die finanziellen Belastungen sind für die meisten Eltern einfach zu hoch. Unabhängig von der Schulgebühr ist eine Anfangsinvestition von 400-550 Euro (je nach Schule) nötig, um die Anforderungen für die Einschulung zu erfüllen. Das wäre selbst für deutsche Eltern eine Herausforderung! Hier ein Beispiel für eine Ausstattungsliste:
Zusätzlich zu den zwei erfolgreichen Schülern aus unserem Kreis habe ich gleich dem Klassenbesten von der Lemong’o Primary School Unterstützung zugesagt. Es folgten weitere Bewerbungen von neun sehr guten Schülern. Vom Verein her hatten wir die Grenze der Belastbarkeit erreicht, aber das Wunder geschah. Auf meine Anfrage in unserer WhatsApp-Gruppe meldeten sich neun liebe Menschen und erklärten sich bereit, diese Schüler zu unterstützen. Ich bin sehr dankbar dafür, denn es ist fast unmöglich, einem lernwilligen jungen Menschen, der das Engagement gezeigt hat, unter widrigen Bedingungen in tolles Prüfungsergebnis zu erzielen, die Förderung zu verweigern.
Es folgten einige Großkampftage für Philip, um für alle die notwendigen Einkäufe zu tätigen.
Vorher musste noch die Zulassung erwirkt werden. Es gibt ein Ranking unter den Secondary Schools, die Schüler werden aufgrund ihrer Ergebnisse zugewiesen, d.h. den Empfehlungen entsprechend hätten unsere zwölf Neulinge jeweils verschiedene Schulen besuchen müssen, was natürlich logistisch katastrophal ist. Philip hat es geschafft, jeweils vier zusammen in einer Schule unterzubringen. Trotzdem war Philip mit den Einkäufen der jeweiligen Ausrüstung und der Einschulung mehrere Tage beschäftigt. Die Kosten beliefen sich für die zwölf Schüler insgesamt auf weit über 5.000 Euro. Dazu kommen dann noch die jeweiligen Schulgebühren.
Und das sind unsere neuen Gymnasiasten:
Wir wünschen ihnen Freude und Erfolg!