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Update Februar 2025

Update Februar 2025

Unser großes Weihnachtstreffen war lange geplant und musste aufgrund der Schulstreiks mehrmals verschoben werden. Vom 13. bis 17. Dezember war es dann so weit, alle von uns geförderten Schüler und Studenten kamen in Lemong’o zusammen. Dass die Schüler aus der Gegend von Rombo mit dem Bus anreisen und vor Ort übernachten müssen, war klar. Als es aber in der Woche davor wie aus Kübeln goss, und Wege und Straßen zeitweise unpassierbar waren, beschlossen wir, dass auch die Teilnehmer aus der Umgebung von Lemong’o über Nacht dableiben müssen. Ein mehrstündiger Fußmarsch zweimal am Tag war unter diesen Bedingungen nicht zumutbar.

Die Schlafsäle der Lemong’o-Schule sind auch für afrikanische Verhältnisse rudimentär, aber nach einigen Aufräumarbeiten am Tag der Anreise waren die Quartiere bewohnbar. Es war auf jeden Fall eine schöne Gelegenheit für die Schüler, sich gegenseitig näher kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen.

Unser Programm begann am Samstag Vormittag mit einer Baumpflanzaktion. Ich wollte die Gelegenheit, soviel junge Manpower an einem Ort zu haben, nicht ungenutzt verstreichen lassen und habe den Verantwortlichen von KWS (Kenya Wildlife Service) gebeten, unsere Aktion beratend zu begleiten. KWS ist die staatliche Institution, die sich den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt für die künftige Generation auf die Fahne geschrieben hat und alle Naturschutzgebiete managt, so auch den nahegelegenen Amboseli-Park. Es wurden verschiedene Baumarten gepflanzt, die ökologisch sinnvoll sind und/oder Früchte tragen, die der Ernährung dienen. Angelehnt an ähnliche Aktionen in Deutschland hatte ich eine wesentlich höhere Zahl von Setzlingen veranschlagt, aber nachdem ich gesehen habe, wie das Pflanzen vor sich geht und welche archaischen Hilfsmittel zum Einsatz kommen, habe ich verstanden, dass alle ihr Bestes gegeben haben. Jedenfalls waren die Schüler stolz auf ihre Leistung, und die Mitarbeiter von KWS begeistert über die Aktion.

Um müde Mädchen und Männer wieder munter zu machen, habe ich für den Nachmittag einen Vortrag über „Sexual Education“ eingeplant. Mir ging es dabei vor allem um die Vermeidung von ungewollten Schwangerschaften.  Mary Ponni, die junge Frau, deren Ausbildung zum „Community Health Officer) wir über mehrere Jahre gefördert haben, hat im vergangenen Jahr erfolgreich ihre Abschlussprüfung abgelegt, dieses Thema war ein wichtiger Baustein in ihrem Studium. Massai sind noch stärker als andere Stämme in ihren Traditionen verhaftet, und ich möchte auf jeden Fall vermeiden, ihnen unsere europäischen Vorstellungen überzustülpen. Deshalb war es mir wichtig, dass Mary Ponni als eine von ihrem Stamm darüber spricht.

Der Sonntag begann mit einer Messe. Die Mehrzahl der Massai sind Anhänger einer christlichen Religion und teilweise sehr gläubig. Hier hat unser David Lesinko seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt und die Gesänge auf dem Keyboard musikalisch untermalt.

Es folgte ein Vortrag über „Digital Literacy“ von unserem Studenten Alfred, der extra für das Wochenende aus Nairobi angereist war, weil sein Semester noch andauerte. Der Besitz eines Smartphones ist höchstes Ziel und größter Stolz eines jeden Jugendlichen. Wer Zugang hat, ist fleißig auf Social Media unterwegs. Mir war es wichtig, den Benutzern klarzumachen, welche Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten darüber hinaus durch Smartphone und Internet zugänglich ist.

Am Nachmittag ging es um die Schulergebnisse. Diejenigen, die besonders gute Leistungen abgeliefert hatten, bekamen eine Anerkennung in Form einer gedruckten Auszeichnung und eines Buchgeschenks. Ich hatte mir im Vorfeld darüber Gedanken gemacht, wie man die guten Schüler mit einem kleinen Geschenk belohnen könnte. Philip hat mir versichert, dass ein Schulbuch zur Vorbereitung auf die diversen Prüfungen große Freude auslösen würde. Ich konnte es kaum glauben, aber es war tatsächlich so.

Am Montag dann das Highlight: Ein Besuch im Amboseli-Park.

Das Parkmanagement hat uns den Parkeintritt erlassen und außerdem noch den eigenen Bus kostenlos zur Verfügung gestellt. Einen zweiten Bus konnten wir günstig von der Privatschule Reto ausleihen. Die Besucher erhielten einen Einführungsvortrag von KWS und weitere Informationen während der Pirschfahrt. Mittags hatten wir ein Picknick eingeplant, das allen Spaß machte.

Die größte Begeisterung aber löste eine Überraschung aus, die unsere KWS Führer in petto hatten. Auf dem Airstrip stand ein Flugzeug, das alle aus der Nähe in Augenschein nehmen konnten. Selbstverständlich wurde für ein Gruppenfoto posiert.

Am Dienstag kehrten alle nach ereignisreichen Tagen zufrieden wieder nach Hause zurück.

Das neue Schuljahr begann dieses Mal sehr früh schon am 6. Januar. Für Philip kaum Zeit, um sich zu erholen. Er hat in diesen Tagen ein Wahnsinns-Pensum zu erledigen, denn die Einschulung ist nicht nur für die neuen Schüler eine Herausforderung, sondern auch für diejenigen, die wieder in ihre alten Schulen zurückkehren.

Neue Hefte und Bücher müssen besorgt werden, die Ausstattung muss überprüft und ergänzt werden. Wenn etwas fehlt, werden die Schüler gnadenlos wieder nach Hause geschickt, obwohl manchmal schon der Weg in die diversen Internate voller Hindernisse ist.

Drei Kinder haben wir neu aufgenommen:

Paul Tumaina hat einen hervorragenden Abschluss der Primary School erreicht und damit die Zulassung zum Elitegymnasium Oloitokitok Boys. Aus Geldmangel wurde er in eine Tagesschule in der Nähe seines Wohnorts geschickt, aber nur für kurze Zeit, denn auch diese Kosten konnten die Eltern nicht aufbringen. In ihrer Not wandte sich die Mutter an Philip. Jetzt darf er mit unserer Hilfe wieder ins Gymnasium gehen. Fast wäre der Start ins Wasser gefallen!

Aus Lemong’o wurden wir um Hilfe gebeten für Elisabeth Totiken Murrani, die mit ihren zehn Jahren noch nie in der Schule war, und für den elfjährigen Soinken Tulito, den Philip beim Ziegenhüten traf. Da Beide so dünn und unterernährt aussehen, haben wir sie in die Privatschule Reto geschickt, wo nach unserer Erfahrung solche Kinder aufgepäppelt werden. Bei ihrer Ankunft dort wurden sie freudig von Kisota Meitamei begrüßt, der mit Soinken verwandt ist und jetzt schon sein drittes Jahr in Reto begonnen hat. Er ist einer der Schüler, die wir für besonders gute Leistungen auszeichnen konnten.

Vier unserer Schüler haben im Oktober 2024 erfolgreich ihren Abschluss der Secondary School gemacht. Die Ergebnisse kamen erst Mitte Januar. Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken, haben wir die vier für einen achtwöchigen Computerkurs am MAA Institute for Professional Studies in Kajiado angemeldet, wo sie den Umgang mit wichtigen Outlook Programmen wie Word, Excel und Powerpoint lernen sollen. Wir bezahlen die Kursgebühren und die Unterbringung, verpflegen müssen sie sich selber. Das entsprechende Equipment hat Philip mit ihnen eingekauft.

Leshan Matiko, der in Kajiado nicht alle Prüfungsfächer seiner Ausbildung zum Elektriker geschafft hatte, durfte sie begleiten, um das Fehlende an seiner Schule MTTI nachzuholen. Er hat viel Ehrgeiz zum Weiterlernen, aber wir haben zur Auflage gemacht, dass er zuerst das abschließen muss, was er angefangen hat.